Ausschreibung zum Preis für Junge Sammlerinnen & Sammler 2025

Es ist wieder soweit! Der Verband Deutscher Antiquare, Organisator der Antiquariatsmesse Stuttgart, ist wieder auf der Suche nach jungen Menschen, die Bücher, Graphiken, Autographen und sonstige Arbeiten auf Papier sammeln und lobt hierfür einen Preis für die originellste oder überzeugendste, ihr Thema am besten darstellende Sammlung aus.

PREIS

Ein Preisgeld in Höhe von € 1000,–
Präsentation der Sammlung auf der Antiquariatsmesse Stuttgart 2025 und
ein Jahr kostenfreies Abo der Zeitschrift »Aus dem Antiquariat«

EINSENDESCHLUSS ist der 6. Dezember 2024

BEWERBUNG

Sie sind höchstens 35 Jahre alt.
Sie sammeln zum Beispiel zu einem bestimmten Thema, einer Provenienz, Künstler oder Autoren, aber es können auch Einbände, Handschriften, Plakate, Ephemera und anderes sein.
Sie schicken uns eine Liste mit einer Beschreibung von mindestens
20 Objekten Ihrer Sammlung.
Sie beschreiben in einem kurzen Text Ihre Sammlung, bitte mit einigen Fotos, und die Gründe, weshalb bzw. wie Sie angefangen haben zu sammeln.

Kontakt

Für Fragen, weitere Informationen und die Einreichung der Bewerbung, wenden Sie sich bitte an: buch@antiquare.de 

 

 

Rückblick 2022

“Eine Sammlung kann mit ihrer Zeit wachsen und sich verändern und vor allem stets Anlass und Ausgangspunkt neuer Interpretationen sein.“
Elisabeth Wittkowski (Jahrgang 1998) gewinnt Preis für junge Sammlerinnen & Sammler 2022 für Elton-John-Sammlung: „Selbstdarstellung und Rezeption 1970-72“

Am 21. Februar 2022 wird im Rahmen der diesjährigen Antiquariatsmesse Stuttgart, Frau Elisabeth Wittkowski (Jahrgang 1998) mit dem mit € 1000 dotierten Preis für junge Sammlerinnen & Sammler 2022 des Verbandes Deutscher Antiquare ausgezeichnet.

Das Interesse eine Sammlung zu erarbeiten und zu kuratieren, aber auch die Freude an den Objekten und Sammlungsgebieten ist generationenübergreifend. Der Verband Deutscher Antiquare hat daher in diesem Jahr zum 2. Mal einen Preis für junge Sammlerinnen & Sammler ausgelobt. Die Bewerber, nicht älter als 35 Jahre, wurden gebeten, einen Überblick über ihre Sammlung zu geben aber auch ihre Beweggründe zu schildern.

Die Jury entschied sich unter den vielfältigen Einsendungen für die kreative und überzeugende Arbeit von Elisabeth Wittkowski zu «Selbstdarstellung und Rezeption» Elton Johns in den frühen 1970er Jahren. Der Künstler fasziniert einerseits in seiner stetigen Entwicklung, die Sammlung zeigt jedoch häufig eine andere Person hinter der allgemein sichtbaren Bühnenpersona. Authentische Darstellung versus Realitätsverzerrungen der Medien aber auch die Multimedialität der Elton-John-Rezeption spiegeln sowohl das Sammelthema als auch alltagsgeschichtliche kulturelle Prozesse der frühen 1970er Jahre wider.

“Und sie sammeln doch! So oder ähnlich könnte man ein bekanntes Zitat abwandeln. Die Bewerbungen für den zum zweiten Mal ausgeschriebenen Preis für Junge Sammlerinnen und Sammler haben gezeigt, dass das Jagen nach Büchern, als Objekten der Begierde, ungebrochen und altersunabhängig ist. Lediglich die Suche, die Möglichkeiten des Erwerbs und die Inhalte der Sammelobjekte unterscheiden sich und haben oftmals einen stärkeren Bezug zur Gegenwart. Es macht immer wieder Freude, die Begeisterung junger Menschen für Gedrucktes in jeglicher Form erleben und spüren zu können." Sibylle Wieduwilt, Vorsitzende des Verbandes Deutscher Antiquare und Mitglied der Jury.

Über Elisabeth Wittkowski

Elisabeth Wittkowski (Jahrgang 1998), wohnhaft in Castrop-Rauxel und Studentin der Germanistik und katholischen Theologie an der Ruhr-Universität Bochum, entdeckte bereits mit 15 Jahren Interesse am Sammeln und an der Materialität der Objekte und schreibt in ihrer Bewerbung:

“Elton John als Thema der Zeitgeschichte ist nach wie vor bis auf wenige populärwissenschaftliche Monografien unerforscht, anders als etwa die Beatles oder David Bowie. Ein differenziertes Bild über Werdegang und Rezeption zu entwickeln ist also nur über Primärquellen möglich. Die Menge an Material, die die populäre Kultur produziert hat, ist kaum in Gänze zu erfassen. Sammelnde können also viele Teilbereiche und Nischen erkunden und erfassen und dabei zeitgeschichtliche Dokumente bewahren und Zusammenhänge sichtbar machen. … Eine Sammlung kann mit ihrer Zeit wachsen und sich verändern und vor allem stets Anlass und Ausgangspunkt neuer Interpretationen sein.“

Weitere Auszeichnungen: 2. und 3. Preisträger

Alle eingegangenen Bewerbungen beeindruckten die Jury mit ihrer systematischen Herangehensweise aber auch interessanten Auswahl der Themen und einzelnen Objekte. Die Jury entschied sich daher, auch in diesem Jahr einen 2. und 3. Preis zu vergeben. 
Der 2. Preis im Wert von € 350,- wird an Jonathan Schilling (Jahrgang 1993) und der 3. Preis im Wert von € 150,- an Michael Weinhold (Jahrgang 2006) verliehen.

Jonathan Schillings Sammlung beschäftigt sich mit dem Werk und Leben der Tübinger Schriftstellerin des 19. Jahrhunderts, Ottilie Wildermuth. Heute kaum noch bekannt, erfreuten sich im 19. Jahrhundert weite Kreise an Wildermuths Werk. Jonathan Schilling hat zum Thema nicht nur eine Sammlung aufgebaut, sondern ebenso im Jahre 2017 eine Ausstellung im Tübinger Stadtmuseum kuratiert und befasst sich nun in seiner Dissertation mit dem Thema. 

Der 15-jährige Michael Weinhold beeindruckte die Jury mit seiner umfassenden Sammlung zu Buchillustrationen des Künstlers Hans Ticha, die er bereits seit seiner frühen Kindheit aufbaut. 

Information zur Preisverleihung

Die Verleihung des Sammlerpreises erfolgt am 21. Februar 2022 um 19 Uhr im Rahmen der Online-Veranstaltung: “Junge Sammler & Eine bibliophile Reise durch Deutschland: Die Verleihung des Preises für junge Sammlerinnen und Sammler 2022”

Weitere geladene Gäste des Abends:

Bernhard Hampp, Journalist und Autor der Buchreihe „Erlesen“, die literarische Stätten in Deutschland vorstellt und Inspiration zum Sammeln gibt, Frau Prof. Dr. Christine Haug, Leiterin des Zentrums für Buchwissenschaft: Buchforschung – Verlagswirtschaft – Digitale Medien der Ludwig-Maximilians-Universität und Mitglied der Jury des Sammlerpreises und Anne Maurer, Kunsthistorikerin und Antiquarin im Graphikantiquariat Koenitz in Leipzig.

Moderation: Sibylle Wieduwilt, Inhaberin des Frankfurter Antiquariats „Tresor am Römer“ und Vorsitzende des Verbandes Deutscher Antiquare.

Kostenfreie Registrierung zur Veranstaltung über ff. Link: https://us02web.zoom.us/webinar/register/WN_gnCeeNmySauJUOWKcF8RBg

 

 

Der Reiz einer Sammlung ist ungebrochen: Der Verband Deutscher Antiquare sucht junge Menschen und deren Sammlungen

Nach der ersten erfolgreichen Ausschreibung 2019 und den vielfältigen und interessanten Einsendungen zum Sammlerpreis, hat sich der Verband Deutscher Antiquare entschlossen das Projekt fortzuführen. Der Verband ist wieder auf der Suche nach jungen Menschen, die Bücher, Graphiken, Autographen und sonstige Arbeiten auf Papier sammeln und lobt hierfür einen Preis für die originellste oder überzeugendste, ihr Thema am besten darstellende Sammlung aus.

Der Reiz, eine Sammlung zusammenzutragen und damit physisch erlebbar zu machen, setzt unserer digitalisierten Alltagswelt einen wichtigen Gegenpol und ist ungebrochen. Die Antiquariatsmesse Stuttgart bietet mit dieser Initiative jungen Sammlern eine ideale Gelegenheit, mit internationalen Bibliophilen, Sammlern und Händlern aller Generationen in den Austausch zu treten, wunderbare Objekte aus mehreren Jahrhunderten mit allen Sinnen zu erleben und die eigene Sammelleidenschaft zu vertiefen.

Der Gewinner / die Gewinnerin wird zu einem Gespräch geladen und kann eine Auswahl aus seiner / ihrer Sammlung auf einer Online-Veranstaltung der Antiquariatsmesse Stuttgart 2022 präsentieren, die im Februar 2022 als virtuelle Messe stattfindet. 

Der Preis
→ ein Preisgeld in Höhe von €1000  
→ die Präsentation der Sammlung auf einer Online-Veranstaltung der virtuellen Antiquariatsmesse Stuttgart 
→ ein Jahr kostenlose Mitgliedschaft in der Maximilian-Gesellschaft für alte und neue Buchkunst, inklusive Jahres-Abonnement der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat"
 

Teilnahmebedingungen
Die Bewerber sind nicht älter als 35 Jahre und sammeln zu einem bestimmten Thema, einer Provenienz, einem Künstler oder Autor, aber es können auch Einbände, Handschriften, Plakate, Ephemera, Fotografien oder anderes sein.

Die Bewerber werden gebeten, eine Liste mit einer Beschreibung von mindestens 20 Objekten ihrer Sammlung einzusenden und in einem kurzen Text sowie mit einigen Fotos die Sammlung zu beschreiben und die Gründe zu erläutern, weshalb bzw. wie sie angefangen haben zu sammeln.

Die Daten der Bewerber werden nicht für Werbezwecke verwendet. Die Gewinnerin, der Gewinner hingegen erlaubt dem Verband Deutscher Antiquare e.V. die Vorstellung der Sammlung und der Person im Internet und auf der Antiquariatsmesse Stuttgart. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
 

Einsendeschluss ist der 8. Dezember 2021
Bewerbungen senden Sie bitte per Mail an: buch@antiquare.de
Sehr gern können Sie sich auch bei Fragen oder für weitere Informationen an die o.g. Email-Adresse wenden. 
 

Die Jury 2022

Dr. Björn Biester (verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift Aus dem Antiquariat, Frankfurt am Main)
Dr. Achim Bonte (Generaldirektor der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz)
Prof. Dr. Ernst Fischer (Vorsitzender Wiener Bibliophilen-Gesellschaft)
Prof. Dr. Christine Haug (Sprecherin Zentrum für Buchwissenschaft, Buchforschung Verlagswirtschaft – Digitale Medien, Ludwig-Maximilians-Universität München)
Sibylle Wieduwilt (Vorsitzende Verband Deutscher Antiquare e.V., Inhaberin Antiquariat Tresor am Römer, Frankfurt am Main)


„Wir waren und sind begeistert von der Anzahl hoch qualitativer Bewerbungen, die uns zum letzten Preis erreichten. Die Bewerber haben große Leidenschaft und Begeisterung oder wissenschaftliche Herangehensweisen zu ihren Sammlungen und Sammelgebieten gezeigt. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dieses Engagement auch in den nächsten Jahren zu honorieren und der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Wir freuen uns auf die Einsendungen!“ Sibylle Wieduwilt, Vorsitzende des Verbandes Deutscher Antiquare

 

RÜCKBLICK 2020 


„Die Bücherliebe lebt, auch in der jungen Generation.“

Adela Sophia Sabban (Jahrgang 1992) gewinnt den erstmalig verliehenen Preis für Junge Sammlerinnen und Sammler für ihre Bewerbung unter dem Titel  „Die Dichtung für das Auge“


14. Januar 2020 

„Wer den ‚Preis für junge Büchersammler’ für einen vorprogrammierten Flop gehalten hat, weiß es jetzt besser: Es gibt sie, die jungen Menschen, die sich für die Welt des gedruckten Buches interessieren! Und sie sammeln auch, Bücher und Graphik in allen Erscheinungsformen, quer durch die Jahrhunderte, vom illustrierten Buch des 18. Jahrhunderts bis zur Postkarte aus der DDR. Sie sammeln, ohne groß Aufhebens davon zu machen, und deswegen ist es gut, dass mit dem Preis des VDA diesen jungen Buch-Aficionados Anlass und Gelegenheit geboten wird, aus ihrer Anonymität herauszutreten. Es ist ein wunderbares Signal: Die Bücherliebe lebt, auch in der jungen Generation.“ (Prof. Dr. Ernst Fischer, Vorstand der Maximilian-Gesellschaft für alte und neue Buchkunst und Vorsitzender der Wiener Bibliophilen Gesellschaft, Jurymitglied des Preises für Junge Sammler 2020)

Das gedruckte Buch, Graphik, Autographen, Arbeiten auf Papier haben auch im Zeitalter der sozialen Medien nicht an Reiz verloren. Im Gegenteil, insbesondere Instagram oder Pinterest schaffen neue Möglichkeiten, der Liebe zum Buch und zum Gedruckten Ausdruck zu verleihen und die eigenen Stücke oder Käufe zu präsentieren.

Was sammelt die jüngere Generation? Wie lassen sich unsere analogen und digitalen Welten verbinden? Schließen sie einander aus oder sind soziale Medien gerade eine Möglichkeit die Schönheit von Buch, Schrift, Bild, Fotografie zu zeigen? Diese Fragen stellte sich der Verband Deutscher Antiquare und rief 2019 zum ersten Mal einen Preis für junge Sammlerinnen und Sammler (bis zum 35. Lebensjahr) aus.
Der Umfang der Bewerbungen war ein klares Zeichen für die Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten der Buchbranche; Bücher haben ihren Reiz auch für die junge Generation nicht verloren!

Der Verband Deutscher Antiquare gratuliert sehr herzlich Adela Sophia Sabban zum Gewinn des in diesem Jahr erstmalig verliehenen Preises, dotiert mit 1000 Euro.

Adela Sophia Sabban, Jahrgang 1992, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in München und Padua. 2018 schloss sie das Masterstudium der germanistischen Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München ab. Frau Sabban blickt mit ihrer Sammlung auf die Verbindung von Kunst und Dichtung. Der Beginn der Sammlung lag vorerst in der Studie von Kupferstichen zu Werken Goethes und erstreckte sich im späteren Verlauf zu Werken früherer Dichter der deutschen Klassik.
„ …mich interessierten die Verbindungen … zwischen der Literatur und der bildenden Kunst: in welcher Beziehung stehen Wort und Bild? Inwieweit ist Sprache bildhaft? Wie nachdrücklich ‚spricht‘ das Bild? Wie verwenden bildende Künstler, wie Schriftsteller Elemente des jeweils ‚anderen‘ Mediums, des Textes und des Bildes? So erkläre ich mir dann den empfangenen ‚Reiz’ und die ‚Freude’.“ (Auszug aus der Bewerbung von Adela Sophia Sabban im November 2019).

Die langjährige Recherche und Arbeit am Thema resultierte im Jahr 2018 in einer Masterarbeit, welche das Miteinander von Wort und Bild thematisierte und im Sommer 2019 als Buch im Büchner-Verlag in Marburg erschien: „Goethes Werke in der Bilddeutung von Wilhelm von Kaulbach und seinen Schülern. Die ‚Gallerie zu Goethe’s sämmtlichen Werken’ (1840–1841).“

Die Qualität der Bewerbungen veranlassten den Verband, darüber hinaus zwei weitere 2. Preise zu verleihen:

Markus Lambertz mit einem Schwerpunkt der Sammlung auf Originalausgaben naturwissenschaftlicher Literatur;

Florian Telsnig für dessen vielfältige, zeitgenössische Sammlung und überzeugende Definition und Hinterfragung zum Wesen einer Sammlung.

Die eingereichten Bewerbungen repräsentieren sowohl Bücher als auch andere antiquarische Objekte, was die Vielfalt des Antiquariatsbuchhandels zeigt. Die Bewerbungen zeugen von Leidenschaft und Sachkenntnis.

Die Preisträgerin präsentiert während der Antiquariatsmesse Stuttgart Objekte ihrer Sammlung und wird am Sonntag, den 26. Januar um 15 Uhr gemeinsam mit einem Jurymitglied und einem der 2. Preisträger, Markus Lambertz, auf dem „Roten Sofa“ zu Gast sein.

Der Verband Deutscher Antiquare dankt der Maximilian-Gesellschaft für alte und neue Buchkunst und der Zeitschrift Aus dem Antiquariat sowie den Mitgliedern der Jury für die aktive Unterstützung.

 


Auszüge aus den Bewerbungen der 3 Preisträger

Adela Sophia Sabban

Der Weg 

Am Anfang war der Reiz und die Freude: zunächst der Reiz, als ich erstmals die feinsinnigen Stahlstiche von Wilhelm von Kaulbach in die Hände bekam, eine äußerlich fast unscheinbare Sammlung von vierzig Stahlstichen, wenige Jahre nach Goethes Tod geschaffen und für die neugeordnete Gesamtausgabe seiner Werke (Cotta: 1840/41) bestimmt; dann die zunehmende Freude, als ich sah, wie bunt sich insgesamt die Welt der bildlichen Goethe-Deutungen darstellte, wie der eine Stich dies, der andere das heraushob, wie auch die Künstler in ihrer Arbeit aufeinander reagierten, widersprachen oder bestätigten und das fortentwickelten, was die früheren angelegt hatten. 

Denn nach den Stichen zu Werken Goethes kamen bald auch Kupferstiche zu Werken früherer Dichter der deutschen Klassik in den Blick, denn ich stellte mir die Frage, wie sich dieses Miteinander von Bild und Dichtung entwickelte: So Wieland, mit seiner „Musarion“ (gestochen von Johann Michael Stock), mit den „Gracien“ (gestochen von Christian Gottlieb Geyser), beide nach Vorlagen von Friedrich Oeser; aber auch ein anderer Dichter, der es nicht ganz zum Klassiker schaffte, Moritz August von Thümmel mit seiner „Wilhelmine“ (gestochen von Johann Michael Stock, nach Zeichnung von Friedrich Oeser) und auch Gottfried August Bürger mit Stichen zu einer Werkausgabe (gestochen von Joseph Stöber). Dann kamen natürlich auch Stiche zu den Werken Friedrichs von Schiller hinzu. 

Galt das Interesse nach den Dichtern zunächst den Zeichnern der Stichvorlagen, wurden dann doch auch bald die Stecher bedeutsam: ihr Voranschreiten, das auch auf die Entwicklung der Drucktechniken aufmerksam machte, selbst wenn es sich immer noch um die Stechkunst  handelte. Und so entstand allmählich aus Funden bei Antiquariatsbesuchen eine kleine Sammlung, bereichert bald durch wertvolle Hinweise von Antiquaren, auf die eine jungen Sammlerin ja angewiesen ist. 

Der Beweggrund 

Dichtung und bildende Kunst nämlich bewegen mich gleichermaßen und das führte mich auch zu einem Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie (in München und Padua). Von Beginn meines Studiums an interessierten mich die Verbindungen zwischen diesen Fächern, insbesondere die zwischen der Literatur und der bildenden Kunst: in welcher Beziehung stehen Wort und Bild? Inwieweit ist Sprache bildhaft? Wie nachdrücklich ‚spricht‘ das Bild? Wie verwenden bildende Künstler, wie Schriftsteller Elemente des jeweils ‚anderen‘ Mediums, des Textes und des Bildes? So erkläre ich mir dann den empfangenen „Reiz“ und die „Freude“. 
 

Markus Lambertz

Ich habe mich während meines Biologiestudiums bereits früh auf die Zoologie spezialisiert und meine grundlegenden Forschungsinteressen lassen sich unter den zwei Schlagworten Morphologie und Systematik zusammenfassen. Beides sind Themengebiete, die zwingend auch eine Auseinandersetzung mit historischen Quellen erfordern. Die vergleichende Anatomie ist eine der ältesten biologischen Wissenschaften und blickt auf einen wahnsinnig reichhaltigen Fundus an Werken zurück, nicht selten Aspekte betreffend, mit denen sich seit dem 19. Jahrhundert nie wieder jemand wissenschaftlich befasst hat. Ähnlich ergeht es auch der systematischen Erforschung der belebten Natur. Hierbei kommt zudem besonders bei nomenklatorischen Fragestellungen auch der

Priorität einer Beschreibung tatsächlich eine fundamentale Bedeutung hinzu. Was dem ein oder anderen heutzutage leider eine Last ist, ist mir hingegen eine enorme Freude: Ich muss allein beruflich ständig alte Quellen durchforsten.

Genau wie ich meine eigenen Texte zur finalen Überarbeitung unbedingt als Ausdruck vor mir haben muss, so ist es mir auch ein großes Bedürfnis, die Werke anderer in physischer Form lesen zu können. Es geht dabei um die ganzheitliche sensorische Erfahrung, vom Visuellen über das Haptische bis hin zum Olfaktorischen. Wenn man ein mehrere Jahrhunderte altes Buch in der Hand hat, wird einem dieses Alter einfach wesentlich bewusster und – zumindest ich – lese die Beschreibungen aus einem entsprechenden Blickwinkel. Dies hilft mir besonders dabei etwaige Fehlschlüsse des Autors besser in den zeitgenössischen Kontext einzugliedern.

Meine Sammlung verfolgt nun zweifelsohne das Ziel, Teile dieses kultur- und wissenschaftshistorischen Schatzes zu erhalten und zu bündeln. Gleichzeitig ist diese Bündelung aber auch ein wichtiges Werkzeug für mich, da ich auch tatsächlich noch damit arbeite. Ohne Frage sind einige Werke dafür bedeutsamer als andere, dennoch betrachte ich meine Sammlung nie aus kommerzieller Sicht. Es geht mir nicht darum nur möglicht seltene oder teure Werke anzusammeln, sondern sie müssen eine Bedeutung für mich haben. Folglich ist der Übergang zwischen meinem modernen Handapparat aus aktuellen Titeln und den historischen Beständen vollkommen fließend.
 

Florian Telsnig

Eine Sammlung besteht womöglich weniger in der konkreten Akkumulation ihrer Werke als vielmehr im Möglichkeitsraum, der in diesen angelegt und aufgegeben ist; die in einer Sammlung zusammengetragenen Bücher, das scheint mir zentral zu sein, sind nicht allein Wegmarken der Geschichte, Autorit.ten des Wissens oder Monumente des Kanons, sondern vielmehr Mandatare für das Kommende und Offene. Als kommendes Buch adressiere ich hier diejenigen virtuell in der Sammlung angelegten Bücher, die ich gerade noch nicht kenne, womöglich jedoch einmal in meine Sammlung integriert haben werde. Mit jedem neuen Stück, das der Sammlung hinzugefügt wird, verschiebt sich ihr Fokus, erweitert sich ihr antizipierender Blick. Im besten Falle stellt jedes neue Buch, das zur Sammlung hinzutritt, den Charakter der ganzen Sammlung in Frage, um dann selbst alleinig überflüssig zu sein. Das mag ein theoretischer Fall sein, den ein Sammler sowenig kennt, wie er ihn kennen will.

Eine Sammlung stellt eine nachträgliche Konstruktion dar, also einen Versuch, einen Zusammenhang zwischen den Büchern herzustellen, die gesammelt wurden. Zum Großteil besteht eine Sammlung als Auslese aus den von ihr ausgeschlossenen Büchern. Dieser subjektiv auswählende Gestus unterscheidet die Sammler von den Archivaren oder von ihren angeblich pathologischen Pendants, welchen ein Messie-Syndrom attestiert wird. Streng genommen zeichnet eine Sammlung ein Narrativ, in dem die Bücher eine Sujetkette bilden, die nicht als Summe, sondern als System zur Sammlung werden. Die Konsistenz eines Narrativs bestimmt sich durch die Geschlossenheit ihrer Konstruktion. Konsistenz hin, Pathologie her, das Wesen des Sammelns dürfte wohl irgendwo zwischen diesen Fronten liegen, da jede Sammlung dazu neigt, sich zu verzweigen.

Verband Deutscher Antiquare e.V.

Geschäftsstelle: Norbert Munsch
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Fax +49 (0)6435 909148
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